St. Nikolaus Dorchheim

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Aus der Geschichte der neuen Kirche St. Nikolaus, Dorchheim

Im Jahr 1896 wurde Dorchheim zur Pfarrvikarie, zusammen mit den Orten Mühlbach und Waldmannshausen (heute Elbgrund) sowie Hangenmeilingen und Heuchelheim, die vorher zum Kirchspiel Niederzeuzheim gehörten. Damit wurde ein Kirchenneubau unumgänglich, zumal die alte St.-Nikolaus-Kirche am Friedhof schon lange zu klein war.

Im Jahr 1903 wurde in Dorchheim ein neues Pfarrhaus errichtet. Auf Betreiben des damaligen Seelsorgers, Expositus Jakob Trees, wurden im Winter 1904/05 Planungen für ein neues Gotteshaus durchgeführt und im März 1905 begannen die Ausschachtarbeiten. An einem Sonntag gegen Pfingsten des gleichen Jahres fand die Grundsteinlegung statt. Unter Leitung der Architekten Dormann und Leukart aus Wiesbaden schritt der Bau anschließend so zügig voran, dass man zunächst für Herbst 1906 die Einweihung plante, die sich dann jedoch bis zum Patronatstag der alten St.-Nikolaus-Kirche verzögerte. So wurde die neue Kirche am 6.12.1906 durch Bischof Dominikus Willi feierlich eingeweiht.

Zur Finanzierung des Bauwerks ließ Expositus Trees schon vor Baubeginn die Schulkinder Bettelbriefe schreiben, um Spenden zu sammeln. Innerhalb von sechs Jahren wurden auf diese Weise einige Tausend handgeschriebene Briefe verschickt. Ein Kirchenbauverein wurde gegründet, der Mitglieder in allen der zugehörigen Orte hatte. Desgleichen wirkten viele fleißige Helfer Tag für Tag beim Bau mit. Die Bauern der einzelnen Ortschaften unternahmen mit ihren Fuhrwerken zahlreiche Fahrten, um Baumaterialien herbeizuschaffen.

Neuanschaffungen wurden auch in den Folgejahren immer wieder durch private Spenden ermöglicht, z.B. 1907 ein Harmonium und eine geschnitzte Kommunionbank. Im Herbst 1908 wurde eine gebrauchte Orgel aus Niedergirmes bei Wetzlar angeschafft. 1911 erhielt die Kirche eine Kanzel. Im Januar 1912 wurde ein Mutter-Gottes-Altar errichtet. Sowohl die Kanzel als auch der Altar stammten von Bildhauer Schnitzler aus Bornheim. Zu Ostern 1912 war der Flügelaltar im Chor der Kirche fertiggestellt. Die Originale der beiden Bilder auf der Rückseite der Flügeltüren hängen im Landesmuseum Stuttgart. 1934 wurde die Orgel repariert und neue Pfeifen eingebaut.

Am 1. Oktober 1944 wurde aus der Pfarrvikarie Dorchheim eine eigenständige Pfarrgemeinde. Am 25.01.1948 fasste der Kirchenvorstand den Beschluss, die Kirche nach über 40 Jahren mit einem neuen Anstrich zu versehen. Im Inneren der Kirche wurden die Elektroleitungen unter Putz gelegt; Lichtleitungen wurden zu den Seitenaltären und an die Kanzel geführt. Im März 1949 erhielt die Orgel ein elektrisches Gebläse und im Dezember 1953 wurde in der Kirche eine Heizung installiert. Im August 1954 wurde eine 1905 in Montabaur eingebaute Orgel generalüberholt und in die Pfarrkirche übernommen. Drei neue Glocken wurden erworben und am 16.11.1956 fand die Glockenweihe statt. Im Rahmen einer Dachsanierung in den 1970er Jahren wurde ein Dachreiter abgerissen.

Im August 1974 erhielt die Kirche eine Warmluftheizung. 1975/76 wurden Fußboden und Innenanstrich erneuert. Dabei wurden auch Umbauten vorgenommen: Die frühere Kanzel bildet nun den Fuß des Tischaltars und aus den Flügeltüren der Kommunionbank wurde der Ambo gefertigt. Im November 1980 wurde eine neue Orgel eingebaut. Von Herbst 1986 bis Sommer 1988 fanden Arbeiten zur Außeninstandsetzung der Kirche statt, die das Bistum mit 200.000,- DM bezuschusste. 1993 wurde die Kirchturmuhr gestiftet. Im Dezember 2013 wurde die Orgel einer umfangreichen Renovierung und Komplettreinigung unterzogen.

Ende 2014 entseht ein Schwelbrandt in der Kirche. Sie wird innen durch die Rauchentwicklung stark beschädigt. Nach einer kompletten Innensanierung erstrahlt sie nun im Inneren in neuem Glanz. 2017 wurde der Kirchenvorplatz neu gestaltet und eine Außensanierung ist für die kommenden Jahre geplant.

Wandgemälde im Dornröschenschlaf

500 Jahre Dornröschenschlaf unter Putz - ein Glück für den mittelalterlichen Wandgemäldezyklus in der Alten Nikolauskirche in Dorchheim im Westerwald. Die erst vor gut 60 Jahren entdeckte Ausmalung des Chorraums wurde jetzt, wie die gesamte Kirche aufwändig restauriert. Den Abschluss der sechs Jahre dauernden Arbeiten feierte die Pfarrei in Dorchheim am Sonntag, 31. Mai 2015, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst. Dazu hatte die Pfarrei Abt Andreas Range vom Kloster Marienstatt als Hauptzelebranten eingeladen. Nicht von ungefähr, denn einst gehörte die Kirche den Mönchen von Marienstatt. Nach einem Umtrunk bot Diözesankonservator Professor Matthias Kloft eine Führung durch das frisch restaurierte Gotteshaus an.

"Die Kirche gehört zu den ältesten Kirchen in der Region und bietet ein ungewöhnlich gut erhaltenes Bild eines historischen Kirchenraumes", erklärt Kloft die Bedeutung der kleinen romanischen Kirche am Dorfrand. "Ich kenne keine vergleichbare Kirche hier im Raum - und ich kenne fast alle". Weil die Kirche vor über hundert Jahren zur Friedhofskapelle wurde, habe man sie glücklicherweise nicht modernisiert und so sei die historische Ausstattung "ungestört", schwärmt der Kirchenhistoriker.

Mauerwerk musste trockengelegt werden
Die Feuchtigkeit hatte der Kirche und den mittelalterlichen Wandgemälden derart zugesetzt, dass sie dringend restauriert werden musste. "Ein alter Stahl-Beton-Fußboden hat beispielweise verhindert, dass Feuchtigkeit im Boden versickern konnte und so waren Sockel und Wände stark in Mitleidenschaft gezogen worden," erklärt der zuständige Architekt Reinhard Spiekermann. Zunächst wurden die Böden rausgerissen und die Wege um die Kirche abgesenkt, um das Mauerwerk zu trocknen. Später wurde ein durchlässiger Basalt-Lava-Stein auf Schotter verlegt. Von außen wurde die Kirche mit einem Kalkputz versehen, die wie eine Schutzschicht die alten Putzschichten darunter konserviert. Die Kosten für Sanierung und Restaurierung betragen insgesamt 620.000 Euro.

Maßgeblich beteiligt an den Arbeiten im Innenraum waren die Restauratoren Sven Trommer und Peter Weller-Plate. Trommer hat die Wandfassungen und die Chorausmalung restauriert. Zu Beginn seiner Arbeiten musste er die Gemälde von Schmutz und Schimmel befreien und dann unter anderem auf Injektionsbasis die Malereien mit der Wand verbinden. Der Holzrestaurator Weller-Plate hat sich um die gotischen Schnitzarbeiten in der Kirche gekümmert. Diese Schnitzereien haben den Bildersturm in der Reformationszeit, dem viele Kunstwerke zum Opfer fielen, überlebt. Auch das mache sie so bedeutend, führt Kloft aus.

Schnabelschuhe sind zu dieser Zeit "der letzte Schrei"
Der Bildersturm führte im 16. Jahrhunderts allerdings auch dazu, dass die Chorausmalung übertüncht wurde. So war sie fast 500 Jahre im Dornröschenschlaf unter Putz verborgen. Das war wohl ein Glück für die Ausmalung. Erst bei einer Restaurierungsmaßnahme Ende der 1950er Jahre wurde der Gemäldezyklus entdeckt und freigelegt. Kloft datiert die Malereien auf Mitte des 15. Jahrhunderts. Das macht er unter anderem an der Mode im Bild fest. "Die Gewänder und die Schnabelschuhe, die man im Bild sieht, sind zwischen 1430 und 1450 der letzte Schrei. Ende des 15. Jahrhunderts sind Schnabelschuhe schon wieder out". Auch an den Rüstungen könne man die Entstehungszeit eines Bildes oft gut erkennen. "Ritter trugen immer die aktuelle Rüstung, das war ein Statussymbol - wie heute ein Auto," erklärt er.

Schnitzarbeiten und Ausmalung warten auch mit einigen Überraschungen auf. Oben auf der Empore ist beispielsweise eine Narrenfigur mit Eselsohren in den Balken geschnitzt, der den Gottesdienstbesucher wohl ermahnen soll, zuzuhören. Und der Gemäldezyklus zeigt unter anderem das große Weltengericht, die Erlösten vor der Himmelspforte, die Verdammten vor dem Höllenschlund. Dabei verschont der Teufel, der seine "Beute" scheinbar mit einem Lasso eingefangen hat, weder weltliche noch geistliche Würdenträger.

Hintergrund: Die Alte Nikolauskirche in Dorchheim
Der romanische Kirchenbau wird urkundlich zwar erst 1272 erwähnt, allerdings gehen Historiker von einer Entstehungszeit um 1190 aus. Der Bau wurde als zweischiffige Basilika mit gotisch anmutenden Proportionen angelegt. In einer großen Umbauphase wurde das nördliche Seitenschiff abgerissen und zwei gotische Maßwerkfenster in der Südwand eingebaut. Innen besitzt die Kirche heute eine Westempore aus spätgotischer Zeit sowie eine Empore an der Nordwand aus dem Jahr 1702. Ein besonderes Detail dieser Empore: Auf dem Geländer sind vor den wohl reservierten Plätzen die Namen der damaligen Honoratioren Dorchheims eingeritzt. Seit Erbauung einer neuen Pfarrkirche im Jahr 1906 wird die Alte Nikolauskirche als Friedhofskapelle genutzt. 2009 wurde die denkmalgeschützte Kirche auch in die Liste zum Schutz von Kulturgut gemäß der Haager Konventionen aufgenommen.

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