Pfarrei St. Blasius im Westerwald baut an der Zukunft


Die Pfarrei St. Blasius im Westerwald baut an ihrer Zukunft. Die Pfarrei, in der aktuell 8.681 Katholikinnen und Katholiken in 3 Kommunen und 14 Kirchorten leben, will wirtschaftlich handlungsfähig bleiben und sich pastoral weiter profilieren, um in Zukunft das Pfarreileben konzentriert und umsetzbar gestalten zu können.
„Wir stehen als Pfarrei vor großen Veränderungen. Wir müssen uns fragen, wie wir uns pastoral ausrichten, wie wir hier im ländlichen Raum Kirche sein wollen und wie wir uns mit Blick auf unsere vielen Gebäude perspektivisch aufstellen. Die „Kleider“, die wir tragen, sind zu groß geworden“, erklärte Pfarrer Frank-Peter Beuler auf einer Info-Veranstaltung für alle Gremienmitglieder der Pfarrei im Oktober.
Bereits im Jahr ihrer Gründung hatte sich die Pfarrei entschieden, beim KIS-Projekt des Bistums Limburg mitzumachen. KIS steht für Kirchliche Immobilien Strategie. Es ist ein Projekt, dass alle Pfarreien im Bistum Limburg durchlaufen müssen. Es wurde im Bistum eingerichtet, weil schon seit längerem klar ist, dass sich das Bistum außerstande sieht, den Investitions- und Instandhaltungsstau aller bestehenden Gebäude in den Pfarreien des Bistums durch Bezuschussung abzufedern. Es fehlen dafür schlicht die finanziellen Mittel. Auch die Pfarrei St. Blasius ist wie die meisten anderen Pfarreien nicht in der Lage, mithilfe ihrer Eigenmittel alle ihre Gebäude dauerhaft zu finanzieren und zu erhalten. Es führt also kein Weg daran vorbei, Gebäude aufzugeben bzw. abzugeben und ggfs. durch andere Träger einer anderen Nutzung zuzuführen. Welche Gebäude dafür infrage kommen, das sollte durch die Betrachtungen im KIS-Projekt herausgefunden werden.
Instandhaltungstau von 10,7 Millionen Euro
In einem ersten Schritt wurden im Jahre 2021 alle Gebäude der Pfarrei durch eine Fachfirma ausführlich begutachtet und bewertet. Es wurden insgesamt 38 Gebäude untersucht. Darunter waren 17 Kirchen inclusive 2 Unterkirchen, eine Kapelle (Blasius), 8 Gemeindehäuser bzw. Pfarrheime, 4 Pfarrhäuser, 7 Kitas und zwei weitere Gebäude, die bereits verkauft sind. Die Feststellung der prognostizierten Instandhaltungskosten ergab die Summe von (damals!) 10,7 Millionen Euro, obwohl die Gebäude im Großen und Ganzen sehr gepflegt und in einem guten Zustand sind.
Nachdem die Gesamtergebnisse vorlagen, konnte Anfang 2023 in die Phase II eingetreten werden. Dazu wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, der sowohl Vertreter des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrates als auch – neben dem Pfarrer – je 1 Vertreter von Pastoral- und Verwaltungsteam angehörten. Auf der Basis der Ergebnisse aus Phase I und unter Einbeziehung pastoraler Aspekte hatte die Gruppe den Auftrag, einen Vorschlag zu erarbeiten, welche Gebäude langfristig und mittelfristig erhalten und welche aufgegeben werden sollten. Die Gruppe wurde begleitet von 2 – 3 Vertretern des Ordinariates, die den Prozeß moderierten. Nicht nur nackte Zahlen waren maßgeblich, sondern auch die vom BO vorgegebenen Leitplanken und die Betrachtung der geographischen Lage der Gebäude innerhalb der Pfarrei unter Einbeziehung pastoraler Leitlinien. Es wurden drei „Nachbarschaftsräume“ definiert, die quasi mit den drei Kommunen identisch sind. In jedem dieser Nachbarschaftsräume sollte dauerhaft mindestens je 1 größere Kirche und 1 größeres Pfarrheim in Zukunft erhalten bleiben. Darüber hinaus gab es verschiedene Abstufungen auf der Grundlage von 5 Kategorien (A bis E). Die Kategorie A (dauerhafter Erhalt) erhielten 12 Gebäude, wovon 3 davon in ein paar Jahren neu betrachtet werden sollen. Die Kategorie D mit dem Ziel einer baldigen Auf- bzw. Abgabe erhielten 6 Gebäude.
Durch den Vorschlag der Arbeitsgruppe könnte der Instandhaltungsstau auf unter fünf Millionen Euro reduziert werden, was immer noch eine recht hohe Zahl ist. Die in Zukunft geringeren Betriebskosten der verbleibenden Gebäude werden das jährliche Gesamt-Budget der Pfarrei weniger belasten und ermöglichen es, den Erhalt der Gebäude dauerhaft sicherstellen zu können.
Dieser Vorschlag der Arbeitsgruppe ist Mitte Oktober den Mitgliedern aller Gremien vorgestellt worden. In darauffolgenden Sitzungen haben Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat dem Vorschlag mehrheitlich zugestimmt und die Weiterarbeit an dem Konzept beschlossen.
Konkret sieht der Vorschlag vor, dass die Pfarrei auf lange Sicht insgesamt 18 Gebäude aufgibt, allerdings in verschiedenen Abstufungen. In die Kategorie D, also kurz- oder mittelfristige Auf- und Abgabe, wurden folgende Kirchen eingestuft: St. Oswald in Hangenmeilingen, Maria Königin in Elbgrund und St. Valentin in Heuchelheim, wobei durch private Initiativen auch ein Erhalt der Gebäude denkbar wäre. Die neue Kirche St. Johannes der Täufer in Lahr fällt dann in die Kategorie D, wenn die Alte Kirche, die auf A gesetzt ist, innen saniert und wieder nutzbar gemacht ist. In die Kategorie D gehören auch das Pfarrhaus in Dorchheim und das (bereits verkaufte) Jugendheim in Langendernbach. In die Kategorie C (Gründe für die Vorbereitung einer Schließung bzw. Abgabe der Gebäude) gehören das Gemeindehaus in Ellar und in Langendernbach.
Bei den Kirchen bestand der Grundsatz, in jeder Kommune wenigstens eine größere Kirche dauerhaft zu erhalten (also Kategorie A). Dies gilt nun für die Pfarrkirche St. Martin in Frickhofen, die Blasiuskapelle auf dem Blasiusberg (Patronatskirche und geistliches Zentrum), die Kirche St. Nikolaus in Dorchheim (zentrale Lage in der Pfarrei), die Alte Kirche St. Johannes der Täufer in Lahr und die Kirche St. Laurentius in Hausen. Aufgrund ihres guten Zustandes bleibt auch die Kirche St. Matthias in Langendernbach vorerst erhalten, auch für die Nutzung der Krypta als Versammlungsraum wegen Aufgabe des Gemeindehauses (Neu-Betrachtung in ein paar Jahren).
Die gleiche Orientierung an den Kommunen wurde auch für die Pfarrheime umgesetzt. Demnach bleiben dauerhaft erhalten die Pfarrheime in Frickhofen, Dorchheim und Hausen (zu einer Kirche gehört jeweils auch ein Pfarrheim in der Nähe als Ort der Begegnung, etwa auch nach Gottesdiensten).
Ebenfalls in die Kategorie A gehören die Pfarrhäuser in Frickhofen (Pfarrer-Wohnung) und in Wilsenroth (Zentrales Pfarrbüro) und das Pfarrhaus in Lahr (bei späterer Neu-Betrachtung).
Die Kategorie B sieht vor, dass ein Gebäude (nur) solange erhalten bleibt, solange für dieses Gebäude Gelder aus pfarrlichen Rücklagen oder Drittmitteln vorhanden sind, mit denen etwa dringende Reparaturen oder kleinere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden könnten. Größere Investitionen sind allerdings nicht mehr vorgesehen (nur Substanzerhalt in kleinerem Rahmen). Dies betrifft folgende Kirchen: St. Margareta in Dorndorf, St. Leonhard in Fussingen, Maria Verkündigung in Hintermeilingen, St. Stephanus in Thalheim und St. Bartholomäus in Wilsenroth (samt Unterkirche). Diese Kategorie B gilt auch für das Pfarrheim in Fussingen.
Einige Gebäude erhielten eine Zwischenkategorie B/C, d.h. mittelfristig wäre Schließung oder Abgabe vorzubereiten, aber bis auf weiteres können die Gebäude mit Eigenmitteln weiter genutzt werden. Dies betrifft die Kirche St. Maximinus in Ellar und die Pfarrheime in Thalheim, Dorndorf und Hintermeilingen (letztere jeweils direkte Verbindung mit Kitas).
Eine Sonderkategorie erhält die Alte Nikolauskirche in Dorchheim, die als hochwertiges restauriertes Kulturdenkmal zwar dauerhaft erhalten bleiben soll, aber von der Pfarrei nicht dauerhaft finanziert werden kann.
Vorschlag wird in Beratungen weitergelebt und weiterentwickelt
Nach den Grundsatzbeschlüssen geht das KIS-Projekt jetzt in die dritte Phase „Umsetzung“. In dieser Phase wird es darum gehen, Ideen zu entwickeln, um Gebäude, die aufgegeben werden sollen, in gute Hände zu geben und einer guten Folgebestimmung zuzuführen. Hier sind die Kommunen wichtige Ansprechpartner. Aber auch die Ortsausschüsse der jeweiligen Kirchorte sind hier gefragt und spielen eine bedeutende Rolle. Es gilt, kreativ und innovativ Nutzungsänderungen zu diskutieren. „Der Vorschlag aus KIS II wird jetzt in der Beratung weiterleben und sich weiterentwickeln“, so Frank-Peter Beuler, dessen Wunsch, bis zum Ende seiner Amtszeit die Phase II zum Abschluss zu bringen, in Erfüllung gegangen ist. Er hofft, dass die neugewählten Gremien und ein neuer Pfarrer auf dem Ergebnis aufbauen werden und dankt der KIS-Projektgruppe der Pfarrei ganz herzlich für ihr Engagement.