Ein Abschied nach 111 Jahren: Frauengemeinschaft Thalheim löst sich auf.



Im Jahre 1910 wurde die kath. Frauengemeinschaft Thalheim unter der Bezeichnung „Verein christlicher Mütter“ gegründet. Schon damals gehörten dem Verein 136 Frauen an. Es war eine andere Zeit, dies war an der Bezeichnung des Vereins zu erkennen. Mitglieder waren ausschließlich Mütter, bemerkenswert war allerdings, dass man sich schon damals unter dem Begriff „ christlich“ zusammenfand, nicht eingrenzend auf „katholisch“. Aus dem „Mütterverein“ wurde im Laufe der Jahre die Frauengemeinschaft, die fortan auch für berufstätige, ledige und kinderlose Frauen offen war. Verschiedene Konfessionen waren kein Hinderungsgrund. Die Frauengemeinschaft wurde von einem Vorstand geleitet, an der Spitze stand die Vorsitzende, über lange Jahre war dies Elisabeth Kraus. Während in den Anfangsjahren das Christlich-Soziale, die Opferbereitschaft und Nächstenliebe die Schwerpunkte der Treffen waren, änderte sich die Zusammensetzung der Mitglieder. Auch Berufstätige und Unverheiratete fühlten sich angesprochen, immer mehr jüngere Frauen schlossen sich an, die Interessen der Älteren und Jüngeren gingen auseinander und so bildete sich der Frauenkreis I, der oftmals nachmittags Treffen mit Kindern anbot oder abends religiöse, kulturelle oder gemütliche Zusammenkünfte. Es kam die Erkenntnis, damit Nächstenliebe gelebt wird, darf ich mich selbst nicht vergessen. Manche gemeinsame Veranstaltungen wurden gemeinsam begangen und das Zusammensein von alt und jung klappte vorbildlich!
Aus dem Frauenkreis I übernahm ein Frauenteam die zukünftige Leitung, nachdem Elisabeth Kraus nach vielen aktiven Jahren nicht mehr zur Verfügung stand. Schon zu diesem Zeitpunkt war das größere Angebot an Freizeitangeboten spürbar. Ein üblicher Vorstand kam nicht mehr zustande kam. Im Team arbeiteten Frauen verschiedenen Alters mit, als Helferinnen waren aus beiden Gruppen welche ansprechbar. Die Aktivitäten wurden von Seniorinnen dankbar angenommen, sodass diese hauptsächlich auch auf diese zugeschnitten wurden. Bei den Frauengottesdiensten, jährlichen Weltgebetstagen, Erntedank- und Adventfeiern wurden wir von den jeweils zuständigen Priestern immer gut unterstützt. Bei den frohen Zusammensein fühlten sich alle Anwesenden wohl und angenommen. Eine tolle Gemeinschaft entwickelte sich. Von Mitgliedsbeiträgen und Überschüssen bei Veranstaltungen wurden Spenden getätigt für Kinder- und Jugendarbeit und Hilfsbedürftige in der Nähe und in der Ferne.

In der Zeit der Pandemie konnten wir viele geplante Termine nicht abhalten. Leider haben uns in dieser Zeit einige Mitglieder durch Tod verlassen. Besonders an sie haben wir im Fürbittgebet im Gottesdienst zum 1. Advent gedacht, in dem gleichzeitig die Auflösung der Frauengemeinschaft mitgeteilt wurde. Der Gottesdienst sollte festlich gestaltet werden. Dafür konnten Dorothee Laux und Martin Reuss, Gitarrist, gewonnen werden, die mit besinnlichen Liedern dazu beigetragen haben.
Die Entscheidung zu treffen, ist dem Vorstandsteam nicht leicht gefallen. Füreinander und miteinander sich ehrenamtlich einzusetzen, brachte viel Erfahrung und Freude, die auf Gegenseitigkeit beruhten. Ohne Ehrenamt wird die Welt viel ärmer sein, ohne Vereine leidet eine Dorfgemeinschaft. Eine Auszeit kann oftmals hilfreich sein, dass ein Neuanfang beginnen kann. Die Bereitschaft, dabei mitzuhelfen, besteht.