Pfarrkirche St. Martin
Bis zum Jahr 1732 war die Blasiuskapelle Pfarrkirche des Kirchspiels Frickhofen. In Frickhofen selbst standen an der gleichen Stelle der Pfarrkirche im Ortsmittelpunkt schon mehrere Kapellen. Die Geschichte Frickhofens ist untrennbar mit der „St.-Martin-Pfarrkirche“ verbunden. Sogenannte Martinskirchen sind ein Hinweis auf die merowingisch-fränkische Zeit, denn der hl. Martin war der Reichsheilige der Franken, dem früher viele Kirchen im Frankenland – zu dem unser Gebiet auch zeitweise gehörte – geweiht wurden. Allerdings kann bis heute nicht nachgewiesen werden, wann die erste Kapelle zu Ehren des hl. Martin in Frickhofen errichtet wurde. Sicher fanden auch regelmäßig Gottesdienste in diesen Kapellen statt, zumal an den Wintertagen der Besuch der heiligen Messe auf dem Blasiusberg nur unter großen Mühen möglich war. Denken wir dabei auch an die älteren Menschen, die Gehbehinderten, die Kleinkinder und Kranken, denen der Weg auf den Blasiusberg zu schwer gewesen war.
Bereits im Jahr 1672 hatte der Fürst Moritz Heinrich (1626 – 1679), der Nachfolger des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar, einen Neubau der Kapelle im Ortsmittelpunkt genehmigt. 50 Jahre dauerte es noch – bis 1722, ehe man endlich unter Pfarrer Franziskus Longart (1715 – 1728) das Vorhaben verwirklichen konnte.
Als dann endlich mit dem Neubau begonnen wurde, musste Frickhofen alleine die Baukosten tragen. Die Kirche selbst war ein der damaligen Zeit entsprechender barocker Saalbau (die heutige Kirche von Niederzeuzheim, die fast gleichzeitig (1736) errichtet wurde, hat das gleiche Aussehen wie die alte Kirche von 1732). Hauptzierde der Kirche waren der barocke Hochaltar, die Seitenaltäre und die Kanzel, Meisterwerke der Hadamarer Künstler Johann Theodor Thüringer und Martin Volk. Frickhofen verdankt diese prächtigen Arbeiten dem Bruder des Ortspfarrers, dem Abt Johann Hermann Hungrighausen vom Kloster Eberbach, der als großzügiger Spender diese prächtigen Werke ermöglichte. Am 5. Juni 1732 spendete der Trierer Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach der alten St. Martinskirche die Weihe.
Die alte St.-Martins-Kirche diente zunächst als Pfarrkirche für das Kirchspiel und, nachdem alle Filialen selbständige Pfarreien geworden waren, als Pfarrkirche für Frickhofen. Im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung stetig an, besonders nach 1945 (1905 → 1448 Einwohner, 1946 → 2430 Einwohner). Durch dieses enorme Wachstum der Gemeinde war die Kirche zu klein geworden, obwohl nach dem 2. Weltkrieg an Sonn- und Feiertagen drei hl. Messen gefeiert wurden. Gerade die Notjahre des Krieges und der Nachkriegszeit führten die Menschen wieder mehr in die Gotteshäuser. Bischof Wilhelm stellte seinem Sekretär Franz-Josef Jäger 1952 die Frage: „Willst du nach Frickhofen gehen? Es ist dort auch eine neue Kirche zu bauen.“ Am 17.02.1952 kam Franz-Josef Jäger als Koadjutor nach Frickhofen und wurde dann am 01.04.1953 Pfarrer. Bereits am Kirchweihtag 1952 wurde der Plan eines Kirchbauvereins als Sammelverein geboren. 1955/56 wurde der Plan für eine neue Kirche realisiert. Pfarrer Jäger schrieb 1956 in der Weiheschrift: „Mancher Plan wurde entworfen und gezeichnet. Auf dem alten Grundriss der seitherigen Pfarrkirche, auf dem Gelände neben dem Pfarrhaus, doch beide Pläne wurden wieder verworfen. Schließlich hatten wir durch den Erwerb der Gastwirtschaft Laux neben der Pfarrkirche unser Gelände vergrößert. Die alte Kirche wird umgebaut. Der Turm bleibt stehen, der alte Chorraum wird erhalten, und zwischen Chor und Turm schieben wir eine neue Kirche.“ Architekt war der Wiesbadener Paul Johannbroer. Es entstand 1955/56 eine Kirche und eine sich zum Altar öffnende Parabelform, die besonders gut geeignet ist, die Gemeinschaft mit dem hl. Opfer zu feiern. Ohne Säulen spannt sich die gewölbte Holzdecke über den festlich hohen Raum und die Gläubigen im Kirchenraum.
Am 05.06.1955 wurde vom Geistlichen Rat Dr. Georg Höhle aus Limburg der Grundstein gelegt. Die Konsekration der neuen Kirche fand am 2. und 3. Juni 1956 durch den Limburger Bischof Dr. Wilhelm Kempf statt. Zum Glück wurde die wertvolle Innenausstattung, eine Meisterleistung der Hadamarer Kunstschule des 18. Jahrhunderts, in die neue Kirche übernommen. Der spätere Pfarrer Klug (1977 – 2006) schrieb u. a. 2006: „Die barocke Ausstattung im Inneren gibt uns ein Bild des himmlischen Jerusalems, dem Ziel unserer irdischen Pilgerschaft. Möge die Pfarrkirche St. Martin in Frickhofen noch vielen Generationen von der Schönheit des Glaubens und der Nähe Gottes künden.“
Dr. Werner Nink (Quelle: Frickhofen im Wandel der Zeit von W. Nink)